IFEN
Wie eine Art schiefer Tafelberg ragt der Hohe Ifen über dem Kleinwalsertal empor. Mit seinen 2229 m Höhe ist er nicht gerade ein Gigant, doch seine spezielle Form macht ihn zu etwas ganz Besonderem. Schon Jahre lang träumen wir von seiner Besteigung und dieses Jahr scheint nun endlich alles zu passen.
Gerade stellt sich aber raus, dass es wohl gar nicht so einfach ist, dort hoch zu kommen: Um den ganzen Gipfelaufbau herum verläuft ein Felsband, die sogenannte „Ifenmauer”, die nur an wenigen Stellen unterbrochen scheint. Der Normalweg, im Sommer ein Klettersteig, führt durch eine steile Rinne oberhalb des Skigebiets durch den Felsaufbau.
Klettertechnisch sind die Schwierigkeiten überschaubar, doch der Zustieg führt durch die Ifenmulde und weiter durch große, ungegliederte Hänge als kilometerlange Querung unterhalb der Ifenmauer entlang. Hier ist die Lawinengefahr ganz klar der beschränkende Faktor, denn einen Hang dieser Größenordnung möchte niemand in Bewegung erleben – schon gar nicht im Aufstiegsmodus. Doch wir haben Glück: Erst ein paar Tage zuvor hat die Lawinenkommission die Ifenmulde durch eine Sprengung, mit einem gigantischen Schneebrett von ihrer großen Schneelast befreit. Gruselnd die Dimensionen betrachtend, klettern wir die meterdicke Abrisskante hinunter, um für den interessanten Teil der Tour aufzufellen.
Mit drei Filmern und einem Fotograf sind auch genauso viele Leute hinter der Kamera zu finden, wie davor.
Zunächst geht es ganz entspannt auf einer langen Traverse durch die großen Nordhänge – trotzdem ist Eile angesagt: Die Hänge sind riesig und die Ifenmauer ist vielerorts von gewaltigen Wechten gekrönt, die man nicht unbedingt auf den Kopf bekommen möchte. Unterhalb eines großen Felsblocks sammelt sich die Gruppe. Ab hier geht es steil die Rinne hinauf und nur mit ausgefeilter Spitzkehrentechnik ist überhaupt noch Höhe zu gewinnen. Nun ist die Zeit der Fotografen und Filmer gekommen, denn das Gelände ist spektakulär und die Ausblicke immer eindrucksvoller. Besonders, wie die zunehmend engeren Spitzkehren von den „Athleten“ genommen werden, ist durchaus sehenswert!
„Menschlicher Beinknotenkünstler“ und „Verzweifelter Kartoffelkäfer“ sind hierbei die Figuren, die am meisten Beifall finden. Während wir uns so zum nächsten Sammelpunkt mühen, bereitet der Bergführer bereits die Seile für die einzige wirkliche Kletterpassage dieser Tour vor. Im Prinzip muss nur ein knapp fünf Meter hoher Felsriegel überwunden werden, doch der Fels ist mit Schnee überzogen und die Griffe leicht abschüssig. Mit kompletter Wintersportausrüstung also eine echte Herausforderung. Da der Ausstieg zum Gipfelplateau bereits mit Sonnenschein lockt, beeilen sich aber alle, schnell nach oben zu kommen. Ab hier ändert sich der Eindruck vollständig: Eben noch in einem engen, schattigen Felskamin, befinden wir uns nun auf einem riesigen, flächigem Schneeplateau, das sanft zum Gipfelkreuz ansteigt. Vor einem großartigen Panorama stapfen wir die letzten Meter bis zur wohlverdienten Gipfel-Jause.
Die Aussicht ist grandios: Zu unseren Füßen liegen das Gottesackerplateau und weiter hinten der Bregenzer Wald, das Rätikon und der Bodensee. Das Lechquellengebirge und die Allgäuer Bergprominenz runden das Bild ab.
Gut gestärkt steht für uns nun die vielleicht spannendste Passage der ganzen Tour an: Über einen Felssporn gilt es, sich für die weitere Abfahrt, knapp vierzig Meter in die südöstlichen Hänge abzuseilen. Das Besondere: die Wand ist im mittleren Teil überhängend, so dass ein gutes Abseilstück ohne Wandkontakt, dafür aber mit beeindruckendem Luftstand stattfindet.
Gut gestärkt steht für uns nun die vielleicht spannendste Passage der ganzen Tour an: Über einen Felssporn gilt es, sich für die weitere Abfahrt, knapp vierzig Meter in die südöstlichen Hänge abzuseilen. Das Besondere: die Wand ist im mittleren Teil überhängend, so dass ein gutes Abseilstück ohne Wandkontakt, dafür aber mit beeindruckendem Luftstand stattfindet. Leider hat sich aber die Lawinensituation über den Tag so verschlechtert, dass wir uns von den ganz großen Hängen fern halten müssen. Aber auch so finden wir noch jede Menge feinster Powderturns auf dem Weg nach unten.
Mit einem kalten Weißbierglas in der Hand und ein bisschen Stolz in der Brust, blicken wir später vom Tal aus auf diesen ganz besonderen Berg, der nun wieder friedlich in der Nachmittagssonne ruht.