MISSION SVEIT // ICELAND
Unglaubliches Licht, atemberaubende Landschaften – und: ein intensiver Fischgeruch. In meinem Mund fühlt sich das an wie eine Mischung aus altem Kaugummi und ausgetrockneter Zahnpasta und es schmeckt wie sehr, sehr, sehr alter Münsterkäse mit Fischsoße.
Hákarl! Was klingt, wie wenn man einen Klumpen sehr fragwürdigen Essens ausspuckt, ist in Wahrheit der Name eines traditionellen isländischen Gerichts: fermentierter Hai! Willkommen in Kevlavik, dem internationalen Flughafen von Island und Ausgangspunkt unserer Reise durch den hohen Norden. Urlaub? Ferien? Früher bedeuteten diese Wörter, dass man eine Zeit lang das Büro zusperrt und es sich richtig gut gehen lässt – ohne E-Mails, ohne Anrufe, ohne Meetings! Heute läuft das alles ein bisschen anders ab, da meine Leidenschaft fürs Reisen für mich zum Beruf geworden ist: Und da stehe ich in diesem kleinen, netten Restaurant in Grundarfjörour mit einem Stück vergammelten Hais im Mund, als mein Telefon klingelt. Das Büro zu Hause braucht meine Freigabe für ein neues Produkt. Urlaub ist Arbeit und Urlaub ist Reisen! Ich setze mich schnell an den Computer und schaue mir das Spreadsheet an. Inzwischen verzurren die anderen das Gepäck auf dem Dach des übergroßen Defender Offroader. Unser Ziel heißt Kirkjufell, leidenschaftlichen „Game of Thrones“-Fans sicherlich ein Begriff – ein sehr malerisches Örtchen. Richard, unser professioneller Sportfotograf, möchte sich die Motive dort anschauen und Freeski-Profi Sven sucht schon mal nach neuen Locations für sein nächstes Projekt. Als die Gründer von EVOC sind Bernd und ich immer auf der Suche nach tollen Reisezielen und nutzen jede sich bietende Gelegenheit, unsere Produkte in Aktion zu testen. Beeilung, das Wetter ändert sich gerade und das Flugzeug wartet schon! Gegencheck mit dem Büro, ob sie alle Informationen haben, die sie zur neuen Produktlinie brauchen, und schon wird das Auto zum Konferenzraum und Produktionsbüro umfunktioniert. Der Akku vom Tablet muss aufgeladen werden, um die Bilder vom gestrigen Shooting sichten zu können. Alles auf Spur? Super, dann los!
Wir machen uns auf den Weg zu unserer siebten Location in drei Tagen und befinden uns im ständigen Eincheck-/Auscheck-Modus. Durch unser ausgeklügeltes Packsystem können wir jederzeit auf jedes beliebige Ausrüstungsteil zugreifen. Alles muss perfekt organisiert sein, damit der Flow der ganzen Gruppe nicht unterbrochen wird und unsere Shotliste abgearbeitet werden kann. Und die Erwartungen sind in Anbetracht der relativ kurzen Dauer unserer Reise und der Größe des Landes hoch. Gleichzeitig ist im Büro zu Hause Hochsaison und auch der Produktionszyklus in den Fabriken in Asien hat seinen Hochstand erreicht. Insofern müssen viele Dinge gleichzeitig am Laufen gehalten werden, während wir versuchen, das Bestmögliche aus unserem Trip herauszuholen.
Jetzt schneit es. Obwohl es Frühling ist, scheint der Winter hier noch nicht vorbei zu sein. Was auf der Karte noch wie ein vielversprechender Shortcut ausgesehen hat, ist in Realität unpassierbar. Sogar unser toller Defender mit extragroßen Reifen gibt im Angesicht der hohen Schneeverwehungen hier auf dem Pass auf. Wir müssen umdrehen. Was ist der Alternativplan? Der geniale Aussichtspunkt ein paar Kilometer zurück auf dieser Straße mit diesem unglaublichen Blick auf den Ozean.
Richard wollte dort ohnehin Fotos machen. Bürozeit für Bernd auf dem Rücksitz des Autos wegen ein paar dringender Mails, während Holger den Campingkocher auspackt, um uns eine Tasse heißen Outdoor-Kaffee zu kochen. Digitales Nomadentum in Perfektion. Es ist schon Nachmittag, als wir am Parkplatz unserer ursprünglich geplanten Location Hellnar ankommen. Von hier aus werden wir über den Snaefellsjoekull National Park fliegen. Sven hat einen Pilotenschein und die kleine Chesna wartet bereits auf uns. Wir greifen uns schnell unsere Sachen und springen ins Flugzeug.
Der Ausblick von hier oben ist atemberaubend – Island ist ein unglaubliches Land! Wenn das Licht richtig steht, ist es wieder Zeit für tolle Fotos und wir müssen innerhalb weniger Minuten startklar sein. Die Sonne kommt raus, wir machen uns fertig und dann heißt es: Rider ready in 3, 1, 1 ...!